In Tabriz wurden wir vom Bürgermeister empfangen. Der Mullah neben ihm ist Stadtrat.
Gespräche mit offiziellen Vertretern in Staaten mit unfreien Regimen gestalten sich immer ambivalent. Der Bürgermeister kommt schnell auf die aktuellen Wirtschaftssanktionen und ihr Bedeutung für Iran zu sprechen – die Arbeitslosigkeit junger Akademiker ist exorbitant – und plädiert für die Freiheit seines Landes, Atomenergie zu nutzen. Es gehört zum Stolz der Iraner, hier gleichgestellt mit anderen Ländern zu sein. Allerdings stellt sich neben allen anderen die Frage, wie das in dem stark Erdbeben gefährdeten Land eigentlich denkbar sein soll. Iran hätte enorme Flächen und Ressourcen für Sonnen- und Windenergie. Aber das hat keine nennenswerte Bedeutung bisher. Bewusst ist allerdings das Verkehrsproblem: Irans Städte ersticken im Stau.
1992 wurde in Tabriz auch ein Museum der konstitutionellen Revolution eröffnet: 1905/1906 gab es von Tabriz ausgehend einen Aufstand gegen die absolute Monarchie. Die jetzige Regierung nimmt dies wohl auch als Rollenmodell für Ihre eigene Revolution gegen den Schah. Allerdings gab es damals – und auch in dem Museum – eine anerkannte Rolle der Karikatur. Jedenfalls steht dort auch eine Statue des ersten Karikaturisten aus jener Zeit. Und damals kämpfte an der Seite der Revolutionäre ein junger amerikanischer Universitätsdozent in Tabriz.